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Öffnungen in der Wand

Beziehungspflege zwischen innen und aussen

„Die Fenster sind die Augen eines Hauses“ – durch sie blickt man nach außen, gleichzeitig gewähren sie Einblick ins Innere des Gebäudes. Sie definieren die Intensität der Verbindung zur Außenwelt, die je nach Anspruch und gewünschtem Ausdruck eher offen oder eher geschlossen gestaltet wird. So entsteht ein Verhältnis zwischen Öffentlichkeit und Privatheit - über die Öffnungen gibt ein Gebäude sein Innerstes preis, verbirgt dieses hinter einer geschlossenen Fassade oder aber ermöglicht über Filter den Blick nach außen, ohne dass ein wechselseitiger Einblick möglich ist. 

Die Lage in der Wand, die Größe der Fensteröffnung und die geometrische Ausführung der Laibung sind Merkmale, die sowohl die Gestaltung als auch den erwünschten Nutzen des Fensters beeinflussen. Konkret beeinflussen diese Faktoren die Durchsicht bzw. die Art und Intensität des Außenbezugs, die Qualität der Belichtung und energetische Faktoren wie den Wärmeverlust über die Fensterfläche aber auch die Nutzung von Sonnenenergie. 

Von innen betrachtet

Von innen betrachtet

Anordnung in der Wandfläche

Grundlage für die Planung der Öffnungen sollte immer die Nutzung des dahinterliegenden Raumes sein. Vor allem im Wohnungsbau kann hierbei auch schon die Anordnung einer möglichen Möblierung eine Rolle spielen. Andererseits kann mit der Platzierung von Öffnungen beispielsweise in der  Raumecke sowohl die Kubatur des Baukörpers als auch der Raumeindruck geändert und sogar aufgelöst werden. 

Durch extreme Formate wie Band- oder Panoramafenster oder besonders kleine Öffnungen, sowie eine Platzierung, die Bezug auf eine Besonderheit im Außenraum nimmt, kann gezielt mit Sichtbezügen gearbeitet werden.

Für eine ausreichende Sichtverbindung in Wohnräumen sollte die Oberkante der Fensterfläche bei mindestens 2,20 m und die Unterkante bei maximal 0,95 m liegen. Die Breite der Fensterfläche sollte mindestens 55% der Raumbreite betragen.

Bei Tageslicht betrachtet

Bei Tageslicht betrachtet

Belichtung

Natürliche Belichtung ist maßgeblich für die Wohn- und Aufenthaltsqualität eines Raumes und beeinflusst direkt das menschliche Empfinden und Wohlergehen. In der Regel wird in den Bauordnungen als Mindestmaß für die Öffnung von Wohnräumen ein Achtel der Raumgrundfläche (Nutzfläche) gefordert, gleichzeitig spielt das Verhältnis zur Raumtiefe eine Rolle. Wird die Öffnungsoberkante höher gelegt, so verbessert sich der Lichteinfall – vor allem in der Raumtiefe – wesentlich und damit der Tageslichtquotient. Öffnungen unter 0,85 m hingegen beeinflussen den Lichteinfall nur geringfügig. Bis zu 40% der Flächenanteile von Fenstern entfallen auf Rahmen, Pfosten, Kämpfer und Sprossen – das bedeutet, dass z.B. bei einer Mauerlichte von 1,5 m2 nur ca. 1 m2 auf die tatsächliche Glasfläche entfallen.

Im Detail betrachtet

Im Detail betrachtet

Laibungsausführung

Laibungen, die sich zum Raum hin aufweiten, verringern den Leuchtdichtekontrast zwischen Wand und Öffnung – in der Laibung entsteht eine Übergangszone von mittlerer Helligkeit. Damit kann Blendung vermieden oder stark verringert werden. Eine sich nach außen öffnende Abschrägung vergrößert im Sturzbereich den Anteil des Zenitlichts im Innenraum. Wird die Sohlbank deutlich geneigt, fließt Regenwasser besser ab und der Außenbezug intensiviert sich. Dabei kann die Ausgestaltung der Laibung auch asymmetrisch erfolgen – eine Reihe aktueller Bauten zeigt viele unterschiedliche Lösungen zu diesem Thema. Auch die besondere Betonung der Laibung durch z.B. verlängerte Laibungsbretter kann zum architektonischen Element werden.