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Öffnung und Fassade

Charakterstudien

Öffnungen strukturieren und definieren ein Gebäude und geben ihm ein „Gesicht“. Symmetrisch gestaltete Lochfassaden verleihen dem Baukörper Ruhe, ein klares Raster an Öffnungen verleiht  Rhythmus und Struktur, eine freie Platzierung erzeugt Spannung. Horizontale Fensterbänder geben der Fassade eine Richtung und großflächige Öffnungen vermitteln Transparenz. Doch nicht nur die Größe und Dimension der Öffnung in der Wand ist maßgeblich für das Erscheinungsbild. Springen Fenster und Türen vor die Fassade oder extrem zurück entstehen ganz eigene Effekte und Nischen, die gegebenenfalls eine besondere Nutzung übernehmen können.

Lochfassade

Lochfassade

Die Klassische

Eine in Massivbauweise erstellte Wand mit einzelnen, klar abgegrenzten Fenster- und Türöffnungen wird als Lochfassade bezeichnet. Diese ursprünglichste Form der Öffnung resultiert aus den konstruktionstechnischen Bedingungen, die, seit der Mensch sich Behausungen baut, Lage und Größe der Öffnungen in einem gewissen Rahmen vorgaben: Die Größe der Öffnungen war vor allem durch die Materialien bedingt, mit denen diese verschlossen wurden. Statische Gesichtspunkte, das Abtragen von Lasten und die Ausbildung von Stürzen definierten Jahrhunderte lang die Außenwände als Lochfassaden mit übereinander liegenden Öffnungen.

Fensterband

Fensterband

Die Moderne

Le Corbusier propagierte in den 1920 Jahren seine „fünf Punkten für eine neue Architektur“: neben den „Pilotis“, die das Haus auf Stützen stellten, dem Dachgarten, dem freien Grundriss und der freien Fassade war insbesondere das lange Fenster (Fensterband) ein Merkmal, das ab sofort die Bauten der Moderne prägte. Das Doppelhaus in der Stuttgarter Weißenhofsiedlung und die Villa Savoye sind Beispiele, die zeigen, wie Le Corbusier die bis dahin üblichen Hochfenster durch extreme liegende Öffnungen ersetzte. Die Verwendung von Eisenbeton und Pfostensystem erlaubten die Herstellung dieser Öffnungsformate in der Fassade, die im Gebäudeinneren für eine deutlich bessere und gleichmäßigere Belichtung sorgen.

Fensterwand

Fensterwand

Die Offene

Eine großflächige Öffnung in der Fassade, die mit mehreren Fenster- und/oder Türelementen verschlossen wird, wird als Fensterwand bezeichnet. Diese kann oft auch über mehrere Geschosse gehen, so zum Beispiel bei Treppenhaus- oder Lobbyverglasungen, und wird meist als Pfosten-Riegel-Konstruktion ausgeführt. Nicht zu vernachlässigen sind die erhöhten Windlasten, die Auswirkungen auf die statische Belastung der Gesamtkonstruktion haben. Auch die größere Spannweite der Rahmenprofile hat Einfluss auf die Dimensionierung der Profile sowie auf Art und Größe der Teilung der Fensterwand. In der Gestaltung kann mit dem bewussten Setzen von Öffnungsflügeln in einer ansonsten großflächig festverglasten Fensterwand gearbeitet werden. Bei der Planung von Fensterwänden und umgebender Fassade ist zu berücksichtigen, dass die Glasflächen zur Reinigung zugänglich sein müssen, ebenso die Rahmen, Beschläge und ein evtl. Sonnenschutz zur Wartung. Dies kann über Befahranlagen, Leitern oder fahrbare Reinigungsgeräte erfolgen.

Vor- und Rücksprünge

Vor- und Rücksprünge

Die Vielschichtige

Das Spiel in der Fassadentiefe mit Loggien, Wintergärten und zurück versetzten oder vorspringenden, verglasten Eingangs- oder Aufenthaltsbereichen bietet weitere Möglichkeiten für die Fassadengestaltung. Diese Schnittstellen können räumliche Über- und Durchgänge markieren, besonders private oder besonders öffentlich einsehbare Räume bilden. So wurden in der Renaissance im Dogenpalast in Venedig etwa von der Loggia aus die Todesurteile verkündet. Aber auch im Wohnungsbau können private Öffnungen wie Schaufenster gestaltet sein – über mobile Beschattungs- oder Sichtschutzelemente kann hier der Grad der Öffnung nach außen individuell bestimmt werden.