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Die Geschichte des Fensters

Kulturgut Fenster

Seit der Mensch Häuser baut, gibt es Öffnungen in diesen Häusern. Die Geschichte des Fensters ist durch die Jahrhunderte hindurch bestimmt von funktionalen Anforderungen, technischen Neuerungen und nicht zuletzt von kulturellen und damit einhergehenden gestalterischen Entwicklungen.

Während schon bei den Ägyptern lichtdurchlässige Scheiben aus Alabaster bekannt waren, gab es in mykenischen Palästen keine Fenster, sondern das Licht fiel von oben in die Räume. Auch in römischen Wohnhäusern erfolgte der Lichteinfall ins Haus zunächst über unverglaste Öffnungen – das Atrium belichtete und belüftete die umliegenden Räume. Öffentliche Bauten jedoch wurden teilweise schon mit verglasten Fenstern ausgestattet: So gab es in den Vorstadtthermen des antiken Herculaneum bereits verglaste Kastenfenster, die eine durchdachte bautechnische Lösung für die unterschiedlich temperierten Räume darstellten.

Das Fenster im Germanischen Raum

Das Fenster im Germanischen Raum

Ein Auge für den Wind

Im germanisch-nordischen Raum herrschten grundsätzlich andere Vorstellungen. Die geschlossene Mauer bot den nötigen Schutz vor den Elementen – was von außen eindrang, war feindlich. Nötig war in diesen Behausungen jedoch ein Rauchabzug (Rauchloch), der über eine Öffnung im oberen Teil der Wand funktionierte und als „Windauge“ (das gotisch „windauga“ findet sich im englischen „window“ wieder) bezeichnet wurde. Öffnungen, die von ihrer Funktion her dem Lichteinfall dienen sollten, gab es noch nicht. Als Lichtquelle diente den Bewohnern dieser Häuser nur der schwache Schein der Feuerstelle.

Im Altertum und Frühmittelalter begann man damit, kleine Öffnungen in der Wand mit geölten Tierhäuten, Leinentüchern oder Pergamentpapier zu verschließen, um den Innenraum zu belichten. Dazu wurden die entsprechenden Materialien auf Holzrahmen gespannt und in die Fensteröffnung eingeklemmt. Eine Alternative waren durchscheinende Steine wie geschliffene Scheiben aus Alabaster, Marmor oder Achat, die im Sakralbau eingesetzt wurden.

Das verglaste Fenster

Das verglaste Fenster

15 cm Maximum

In unseren Breiten waren verglaste Fenster bis ins ausgehende Mittelalter in den einfachen Häusern der Bauern, Handwerker und Bürger noch kaum in Gebrauch bzw. ein teures Luxusgut. Wenn überhaupt, wurden kleine Scheiben eingesetzt, denn die handwerkliche Herstellung durch den Glasmacher inklusive abschließendem Walzen ließ keine größeren Formate zu.

Im 12. Jahrhundert kam die Butzenscheibe auf. Die Herstellung erfolgte über das Blasen einer Kugel, die unten geöffnet und anschließend geschleudert wurde. Daraus entstand eine runde Scheibe von etwa 15 Zentimetern Durchmesser mit einem Nabel in der Mitte. Die Scheiben wurden dann über Bleistege miteinander verbunden. Zu den ältesten Gebäuden mit Glasfenstern in Deutschland zählen das Kloster Tegernsee und der Dom zu Augsburg mit seinen Prophetenfenstern. Um 1300 begann man in Europa langsam bei den wohlhabenden Bevölkerungsschichten mit dem Einsatz von Glasfenstern.

Da die Herstellung großer Glastafeln technisch noch nicht möglich war, wurden jahrhundertelang große Fenster aus kleinen Glasstücken zusammengefügt. So entstanden bestimmte bauliche Typologien wie das Sprossenfenster. Das Glas war jedoch nie ganz gleichmäßig und teilweise schlierig, denn die Herstellung von Flachglas blieb weiterhin schwierig. 

Industrielles Floatglas

Industrielles Floatglas

Völlig losgelöst

Paxtons Kristallpalast setzte 1851 neue Maßstäbe in Bezug auf die Glasherstellung und architektonische Gestaltung mit Glas: Mit 24,7 x 122 cm wurden die größten Scheiben eingesetzt, die bis dahin aus ungefasstem Glas hergestellt wurden. Erst um 1960 revolutionierte dann das industrielle Floatverfahren die Herstellung von Flachglas: In einem Stahlbassin schwimmt die Glasschmelze auf flüssigem Zinn. Da Glas spezifisch leichter ist, bleibt es oben, ohne sich mit dem Metall zu verbinden. Bis heute ist dies das gängige Produktionsverfahren.

Mit den fortschreitenden technischen Entwicklungen im Stahl-, Glas- und Stahlbetonbau Ende des 19. Jahrhunderts wurden die traditionellen Fensterformen aufgelöst. Mit der Skelettbauweise löste sich die Fassade schließlich von der Konstruktion.

Heute ist das Fenster ein Hightech-Produkt. Neben den gestalterischen Anforderungen müssen vor allen Dingen auch bauphysikalische Aufgaben wie Wärme- und Schallschutz gelöst werden. Internorm ist hier mit neuesten technischen Entwicklungen stets auf der Höhe der Zeit und bietet mit einer breiten Produktpalette Lösungen für jede Anforderung.